Beflügelt von Klassik und Cafékonzert

Die Klavierklassen der Kanti verknüpften klassische Musik mit Café Classique und Barbetrieb

Donnerstag, 25. Februar 2016
Bildungszentrum Zofingen

Von Kurt Buchmüller, Zofinger Tagblatt 27. 2. 2016

Das Konzert begann um 18 Uhr, also zur Feierabendstunde. Im Singsaal herrschte eine lockere Stimmung. An einem langen Tisch im Hintergrund konnte man sich mit Kuchen und Getränken bedienen und sich danach lässig an einen der runden Bartische setzen und der Dinge harren, die da kommen sollten. Und schon fühlte man sich in das angekündigte Cafékonzert versetzt, sinnigerweise mit «Pigalle», das Bezug nimmt auf das bekannte Pariser Vergnügungsviertel.

Yassin Rhouma benützte dazu das ebenfalls typische Akkordeon. Selina Müller (Violine) und Valeria Calarco (Klavier) flochten irische Volksmelodien ein. Valeria Calarco allein schickte diesen «Plainte» (Klage) von Gretchaninow nach, versehen mit der darin enthaltenen Gefühlsdichte. Julia Peil vertiefte sich träumerisch in einen romantischen «Summer Day», wonach das Duo Alina Gerteiser und Sandra Suter in zwei Stücken des Polen Tansmann ein präzises vierhändiges Zusammenspiel vorführten. Laura Nöthiger und ihre Lehrerin Helen Meyer spielten zusammen den Ungarischen Tanz Nr. 3 von Brahms, griffen voll in die Tasten und entlockten ihnen eine temperamentvolle Interpretation. Der erste Teil des Kaffeekonzertes endete mit «Funky Piano und Rock Piano», worin Florence Bühler die Rhythmik von Funk und Rock miteinander verknüpfte.

Klassische Kostproben

Mit dem Wechsel des Themas war auch der Umzug in die Aula verbunden. Hier erwartete ein Konzertflügel die Mitwirkenden. Anna Merz stellte einleitend klar, was dies bedeutet. Zuhause würden die meisten Musizierenden auf einem E-Klavier üben. Hier vermittle ein Instrument ohne Elektronik die ureigenen Gefühle und Empfindungen der Spielenden. Zu Beginn illustrierte Florence Bühler mit einem rüttelnden Stück aus «Rock Piano» von Jürgen Moser und der hochromantischen Nr. 3 aus «Bunte Blätter» von Schumann den Unterschied zwischen unterhaltender und klassischer Musik mit ihrer sensiblen Ausdrucksweise. Chiara Schaffner fühlte sich im Walzer h-Moll in Chopins singende Melodienseligkeit ein und Laura Nöthiger zeigte sich den unablässig fliessenden Tonfolgen im Präludium B-Dur von J. S. Bach gewachsen. Dessen Klaviermusik sei die Grundlage der Klavierkompositionen der späteren Klassiker gewesen, erklärte Anna Merz. Danach wirkte Ursina Ammann mit im Dialog der «Plaudereien» von Th. Kirchner, und Nuria Langenkamp gab eine Ahnung von der Eleganz und Virtuosität in Chopins Walzer Des-Dur, bekannt als «Minutenwalzer».

Zwischendurch machte Philip Lüscher einen Sprung nach Brasilien und brachte sich verständnisvoll in die Melancholie eines «Choros» von Villa-Lobs ein. Deborah Graber fühlte sich auch ohne Noten absolut sicher, als sie «Columbine tanzt» von Bohuslav Martinu in Schwung setzte. Ein Paradestück der Klavierliteratur ist Chopins «Walzer cis-Moll». Darin begegnen sich feinsinnige Sehnsucht, Übermut in perlenden Läufen und brennende Leidenschaft, Eigenschaften, die Liliane Schlatter ohne Noten in ihr Spiel aufnahm.

Streifzug durch Aktuelles

Zur dritten Stunde zog vorab die Bar im Singsaal das Publikum an; das musikalische Programm wurde als unterhaltsame Live Piano Music wahrgenommen. So war es auch. Fadi Shammas eröffnete es mit dem mysteriösen «Skyfall» von Adele. Der Streifzug durch die aktuelle Klavierliteratur setzte Annina Sommer mit «Things We Lost in the Fire» fort, Nicole Schmid befasste sich mit «Double Trouble», Sarah Sophie Schärer streifte durch die «Streets of London», Thomas Gerber war von «Butterfly Meadows» fasziniert und Loris Weber vom «Ragtime Song Fest». Viviane Maurer und Debora Christen erfreuten sich an «Give My Regards to Broadway», Noah Maggio an «Ticco Ticco» und das Duo Christine Imhof/Nicole Schmid wählte «Greetings to Pepe» und «Reggae». Mit «Count Down» machte dann Timo Gloor auf den nahenden Schluss im «Café classique» aufmerksam. Fabian Zemp hatte zuvor aber noch Gelegenheit, sich schlagkräftig mit «Aquarius» auseinanderzusetzen.