Gleichstellung

FrauenMusikForum Schweiz, FMF

  • Engagement für die Gleichstellung von Frau und Mann im Musikberuf
  • Mitglied der Arbeitsgruppe Sexismus des FMF

Gleichstellung im Musikberuf? Weiblicher Aspekt?

Als Interpretinnen sind wir Frauen im Verlaufe des letzten Jahrhunderts von der Gesellschaft akzeptiert worden. Bis zum heutigen Tag ist aber die Zahl jener Musikerinnen klein, welche schöpferisch tätig sind. Uns fehlen Tradition und Vorbilder. Darüber zu schreiben, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Ich konzentriere mich deshalb auf die Stellung der Frau im Berufsmusikalltag. Eine Frage, welche mich seit Jahren beschäftigt, ist diejenige nach der Gleichstellung von Frau und Mann im Musikberuf. Schon in meiner Studienzeit fiel mir auf, dass viel mehr Frauen als Männer Musik studieren. Das hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht verändert. Au der andern Seite sind in angesehenen Stellungen im Berufsleben fast ausschliesslich Männer anzutreffen. Überlegen Sie, wieviele Dirigentinnen, Direktorinnen von Musikhochschulen, Musikschulleiterinnen oder Hochschulprofessorinnen Sie kennen? Ich habe mich oft gefragt, was denn junge und hochbegabte Frauen davon abhält, ihre Karriere entsprechend ihrem Talent zu gestalten? Die Ursachen dafür sind vielschichtig und komplex, die Auswirkungen offensichtlich. Von den vielen Musikstudentinnen machen nur sehr wenige Karriere.

Bei mir haben diese Fragen ein berufspolitisches Engagement ausgelöst. Ich wollte ihnen auf den Grund gehen und, falls möglich, etwas gegen die Auswirkungen tun. So gründete ich zusammen mit einer Gruppe interessierter Frauen die Arbeitsgruppe Sexismus des FrauenMusikForums Schweiz (FMF). Schon bald stiessen wir auf ein Phänomen in der Musikausbildung, welches Frauen im Musikstudium und später im Musikberuf an ihrer Entfaltung hindert.

Musik im Einzelunterricht

Lassen Sie mich kurz erklären: Der Musikunterricht ist ein besonderer Unterricht, weil er als Einzelunterricht stattfindet. Zwei Personen, nämlich Studierende/r und Lehrperson befinden sich in einem relativ kleinen Raum und arbeiten intensiv zusammen. Es ist eine Situation wie beispielsweise beim Arztbesuch, in einer Psychotherapiestunde oder bei seelsorgerischen Gesprächen mit einem Pfarrer oder einer Pfarrerin. Es handelt sich in allen Fällen um ein professionelles Abhängigkeitsverhältnis, welches ausgenützt oder gar ausgebeutet werden kann. Wir initiierten ein schweizerisches Nationalfonds-Projekt und liessen die Situation 1997 an zwei Musikhochschulen von drei Soziologinnen wissenschaftlich untersuchen. Die Resultate bestätigten die Vermutung: etwa jede fünfte Musikstudentin fühlte sich sexuell belästigt, im Gegensatz dazu ist das nur bei jedem 20. musikstudierenden Mann der Fall. In schwerwiegenden Fällen sind die Folgen einer sexuellen Belästigung eine Spiel- und Übblockade. Die Herausgabe einer Broschüre und ein grossangelegtes Präventionsprojekt in der Deutschschweiz haben der Thematik Gewicht gegeben und viele Musikerinnen und Musiker sensibilisiert.